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Er war der kleine Bruder des großen Präsidenten, der Unbekannte neben dem berühmten großen Bruder: Robert F. Kennedy. Das Attentat auf John F. Kennedy 1963 holt ihn nicht auf die Bildfläche der Politik, es lässt ihn für einige Zeit ganz davon verschwinden. Eine seiner Töchter sagte über ihn: „Oft lassen Personen, die in der Öffentlichkeit stehen, den Schmerz nicht zu. Aber er war dazu bereit.“ Hinter den Kulissen durchlebt er Trauer und Leid, verarbeitet, was passiert ist. Er liest viel, unter anderem die Bibel. Als Katholik sucht er Antworten und Sinn bei Gott.
Von der Nebenrolle zur Hauptfigur
Langsam taucht er dann wieder auf: 1964 wird er Senator von New York. Vier Jahre später tritt er in den Wahlkampf um die Kandidatur für das Präsidentenamt. Es ist eine spannungsgeladene Zeit: In den ersten Wochen seines Wahlkampfs stirbt Martin Luther King, und Robert F. Kennedy überbringt die Nachricht Tausenden von Schwarzen im Bundesstaat Indiana. Seine Rede ist ein Plädoyer für den Frieden:
„Was wir in den vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Trennung; was wir in den vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Hass; was wir in den vereinigten Staaten brauchen, ist nicht Gewalt und Gesetzlosigkeit, sondern Liebe und Weisheit und Mitleid füreinander und ein Empfinden von Gerechtigkeit gegenüber denen, die in unserem Land noch leiden – egal, ob sie weiß oder schwarz sind.“
Selbst die Zielscheibe
Als es in dieser Nacht in vielen Großstädten Amerikas Ausschreitungen und Gewalt gibt, bleibt es in Indianapolis friedlich.
Robert F. Kennedy war ein Friedensstifter, er war zum Vermittler zwischen Schwarzen und Weißen geworden. An einer anderen politischen Front stellte er sich gegen den Krieg in Vietnam. Wer tiefer in diese Zeit des 20. Jahrhunderts eintaucht, merkt jedoch auch: Ein Heilsbringer war er nicht. Entscheidungen, an denen er selbst beteiligt gewesen war, hatten zur Kubakrise geführt oder Eskalationen im Vietnamkrieg mit sich gebracht. So ist es nicht verwunderlich, dass er Feinde hatte. Am 6. Juni 1968, vor 50 Jahren, starb er wie sein Bruder an den Folgen eines Attentats. Er hatte gerade den Wahlkampf in Kalifornien gewonnen, als er am Ort der Feier niedergeschossen wurde.
Was bleibt …
Etwas, das von Robert F. Kennedy bleibt, ist seine ehrliche Suche nach Antworten, seine Besinnung auf Gott mitten in der Tragödie. Der Mord an seinem Bruder veränderte ihn, weil er sich zeitlosen Fragen stellte: Hatten sie beide die Macht über andere Menschen so sehr strapaziert, dass nun jemand zurückschlug? Hatte er eine Mitschuld an diesem Tod? Ein Freund berichtete, wie er ihn weinen hörte und die Frage stellen: „Warum, Gott?“
Wie Kennedy das Unglück verarbeitete, bringt mich ins Nachdenken: Was mache ich, wenn ich etwas Liebgewonnenes verliere? Zu wem gehe ich, wenn ich Antworten suche auf Fragen, die schmerzhaft sind? Lasse ich zu, dass ich bitter werde? Fange ich an, anderen nichts Gutes mehr zu gönnen? Überlege ich insgeheim, wie ich jemandem etwas heimzahlen kann? Oder stelle ich meine Fragen dem, der sie auch beantworten kann und versuche es auszuhalten, wenn er es vielleicht nicht tut? Es erinnert mich an einen Satz aus dem Buch Hiob in der Bibel:
„Ich jedoch würde Gott suchen und meine Sache vor Gott darlegen, der Großes und Unerforschliches tut, Wunder bis zur Unzahl, der Regen gibt auf die Fläche der Erde und Wasser sendet auf die Fläche des Feldes, um Niedrige in die Höhe zu bringen; und Trauernde gewinnen hohes Glück.“ (Die Bibel, Hiob 5,8–10)
Zu wem gehst du mit deinen Fragen?
2 Kommentare zu “Robert F. Kennedy: Der kleine Bruder des großen Präsidenten”
Sprüche 26,2!
Schade, um solche Menschen. Suchende. Hoffentlich war er bekehrt.
Es heisst, das die Kennedyfamilie durch einen Fluch einer Zigeunerin soviel Unglück hatte. John F. Kennedy, der starb. Später sein Sohn mit Ehefrau, Absturz mit dem Flugzeug.