Was ist das Evangelium? – 5 hilfreiche Metaphern

Metaphern helfen, um verständlich zu erklären, was das Evangelium ist. In diesem Blogartikel erfährst du, was das Evangelium mit Schuld, Scham, Sieg, sowie Opfer und Verbannung zu tun hat.

Die Fesseln an meinen Handgelenken sind so eng, dass jede noch so kleine Bewegung die Haut weiter aufscheuert.

Ich schließe die Augen, atme tief durch und versuche, den Schmerz zu ignorieren. Dann bin ich an der Reihe. Mit gesenktem Kopf trete ich vor.

‚Und jetzt zu diesem Prachtexemplar – zwei Silberstücke, wer bietet mehr?‘

Dutzende Augen betrachten mich abschätzig, versuchen, meinen Wert zu bestimmen. Am liebsten würde ich mich verstecken. Scham brennt in mir und ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Wie hatte es nur so weit kommen können? Der auf mich gebotene Preis steigt kaum. Bis ich eine mir vertraute Stimme höre – Nein, das kann nicht sein!

Ich habe ihn doch betrogen. Verlassen. Deshalb bin ich ja hier gelandet. Niemals hätte ich gedacht, dass er kommen würde, um mich freizukaufen. Und schon gar nicht für die Summe, die er genannt hat! So viel höher, als es nötig wäre! Wie kann das sein? Er hat nicht den geringsten Grund dafür.

‚Komm. Ich nehme dich mit nach Hause.‘

Er steht vor mir, mit schmerzverzerrtem Gesicht und Tränen in den Augen … Liebe spricht aus seinem Blick. Wie ist das möglich?

 

Vielleicht gingen Gomer ähnliche Gedanken durch den Kopf, als Hosea sie auf dem Sklavenmarkt zurückkaufte. – Was aber hat diese Geschichte in einem Artikel verloren, der davon handeln soll, was das Evangelium ist?

Weil diese Geschichte jeden von uns betrifft, jeder von uns wie Gomer ist und Jesus jeden von uns freikaufen möchte.

Kommt dir das als Metapher für das Evangelium etwas komisch vor? Vielleicht bist du es gewohnt, das Evangelium immer mit folgendem Bild zu erklären: Jesus ist unser Stellvertreter vor dem Gericht Gottes, der unsere Schuld auf sich nimmt. Wenn wir unser Vertrauen auf ihn setzen und nicht auf uns selbst, dann werden wir begnadigt.

Dieses Bild ist zwar zutreffend, aber es ist nicht die einzige Metapher, die wir nutzen können, um das Evangelium zu erklären. Die Gerichtsmetapher erscheint uns in der westlichen Welt am vertrautesten, da wir sehr von einem Gerechtigkeits- und Schuldverständnis geprägt sind.

In afrikanischen, südamerikanischen und indigenen Kulturen herrscht oft eine große Angst vor spirituellen Kräften. Besonders in asiatischen Kulturen spielen Scham und Ehre eine zentrale Rolle. Würden wir das Evangelium den Menschen dort anhand des Schuldaspekts erklären, könnte es unserem Gegenüber schwerfallen, uns zu verstehen.

Wie also erklären wir das Evangelium, wenn nicht mit der Gerichtsmetapher?

Das, was unseren Glauben grundlegend von allen anderen Weltanschauungen und Religionen unterscheidet ist, dass es nicht darum geht, was wir tun, sondern was Gott getan hat. Die Stellvertreter-Rolle von Jesus ist zentral. Und die können wir auf unterschiedliche Art und Weise erklären. – In diesem Artikel findest du dazu fünf hilfreiche Metaphern und ein Anwendungsbeispiel.

Metapher 1: Der Sklavenmarkt

Die Geschichte von Gomer und Hosea ist ein schönes Bild dafür, wie Jesus uns aus Liebe freigekauft hat. Aber sie eignet sich vielleicht nicht so gut, wenn du einem Nichtchristen die Metapher des Sklavenmarktes erklären willst. Einfach weil der Kontext der Geschichte zu viele Fragen aufwirft und dich vom eigentlichen Thema wegführt. Der Grundgedanke, den du vermitteln kannst, ist dieser: Jesus Christus hat das Lösegeld bzw. den Kaufpreis bezahlt und uns aus der Gefangenschaft der Sünde befreit. So wie ein Sklave nichts dazutun kann, um von jemandem gekauft zu werden, können auch wir nichts zu unserer Rettung beitragen. Die Verse aus 1. Petrus 1,18–19 drücken das so aus:

„Denn ihr wisst ja, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, mit Silber oder Gold, losgekauft worden seid aus eurem nichtigen, von den Vätern überlieferten Wandel, sondern mit dem kostbaren Blut des Christus als eines makellosen und unbefleckten Lammes.“

Dieser Vers macht etwas ganz Wichtiges deutlich: Wir wurden freigekauft. Nicht einfach nur gekauft. Sondern freigekauft. Jesus ist ein liebender Herr, der uns von einer schrecklichen Herrschaft erlöst und freigekauft hat.

In diesem Zusammenhang könntest du außerdem erklären, dass die Rettung Auswirkungen auf unser jetziges Leben hat: Jesus ist nicht nur unser Retter, sondern auch unser Herr. In den neutestamentlichen Briefen werden wir immer wieder als Sklaven Christi bezeichnet. Unser Gehorsam Gott gegenüber rettet uns nicht, er ist jedoch die logische Konsequenz unserer Rettung.

Diese Metapher eignet sich vielleicht gut für Menschen, die viele Lasten tragen, mit Scham zu kämpfen haben oder in Süchte verstrickt sind.

Metapher 2: Das Schlachtfeld

Die zweite Metapher dürfte besonders Menschen verständlich sein, die schon mit Satanismus, Esoterik, Hexerei usw. zu tun hatten. Und davon gibt es auch in unseren Breitengraden immer mehr. Für eine Weile schien der Glaube an übernatürliche Kräfte mit „Fortschritt der Wissenschaft“ und „Ich glaube nur, was ich sehen und beweisen kann“ abgelegt. Aber inzwischen wissen viele Zeitgenossen, dass es mehr gibt, als sich rational-wissenschaftlich erklären und beweisen lässt. Gerade für Menschen in den afrikanischen Ländern war es nie eine Option, die Kraft übernatürlicher Geister infrage zu stellen. Doch aus den genannten Gründen haben eben gerade auch bei uns Esoterik, New Age und Okkultismus an Beliebtheit gewonnen. Konsens besteht darin, dass es höhere Mächte gibt und man sie besser auf seiner Seite weiß. Die unterschiedlichen Ansätze betreffen die Frage, wie man diese Mächte auf seine Seite ziehen oder zumindest so besänftigen kann, dass sie den eigenen Plänen nicht im Weg stehen. Fast immer ist es ein Kampf, der Opfer fordert und dessen Ausgang ungewiss ist.

Hier kommt das Evangelium ins Spiel: Es befreit von der Angst vor diesen unkontrollierbaren Mächten. Es spricht von dem einem Kampf, der stattgefunden hat und dessen Ausgang endgültig ist: Jesus hat nicht nur Dämonen ausgetrieben, er hat den Sieg über Satan, seine Armeen und den Tod selbst errungen. Und das nicht nur gerade eben so, mit allerletzter Kraft – nein, Jesus triumphierte über diese Mächte, wie es Paulus beschreibt. In Kolosser 2,14–15 lesen wir:

„Und er hat die gegen uns gerichtete Schuldschrift ausgelöscht, die durch Satzungen uns entgegenstand, und hat sie aus dem Weg geschafft, indem er sie ans Kreuz heftete. Als er so die Herrschaften und Gewalten entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte über sie an demselben.“

Wir erleben als Christen zwar weiterhin Kämpfe und Anfechtungen, Satan jedoch hat keine Macht mehr über uns und wir müssen keine Angst mehr vor ihm haben. Was ist das doch für eine ermutigende Wahrheit, die wir weitergeben dürfen!

Metapher 3: Verbannung und Beziehung

In dieser Metapher geht es darum, dass es unsere Bestimmung und unser ganzes Glück bedeutet, in einer engen Beziehung zu Gott zu leben. Wir können das aber nicht selbst möglich machen. Jesus hat stellvertretend für uns die Verbannung auf sich genommen und so den Zugang zu einer Beziehung zu Gott für uns eröffnet. Was ist hier mit Verbannung gemeint?

Der Kreuzestod, so brutal er war, war nicht der Hauptgrund, weshalb Jesus im Garten Gethsemane so großen Schrecken vor den nächsten Stunden empfand. Was viel schlimmer war: Als Jesus starb, nahm er die Schuld der ganzen Welt auf sich, ja, wurde sogar zur Sünde (vgl. 2. Korinther 5,21). Wir wissen, dass Sünde Gottes heiligem und gerechtem Wesen widerspricht. Deshalb können wir Menschen in unserem sündigen Zustand keine Gemeinschaft mit Gott haben und sind zwangsläufig aus seiner Gegenwart verbannt. Und wir wären es für alle Ewigkeit, wenn Jesus diese Verbannung nicht auf sich genommen hätte:

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
(aus Matthäus 27,46)

Wir selbst können das, was durch unsere Sünde zerbrochen ist, nicht wiederherstellen. Nur wenn wir auf Jesus als unseren Stellvertreter vertrauen, können wir wieder zu Gott heimkehren.

Die biblischen Metaphern für die Beziehung zu Gott sind die einer Vater-Kind-Beziehung oder auch einer Ehebeziehung. Dieses Bild ist sehr relevant für die vielen, die unter Einsamkeit oder unter gescheiterten Beziehungen leiden oder für jene, die sich für beziehungsunfähig halten. Aber auch für solche Menschen, deren ganzer Stolz die Familie ist (wie es etwa in den asiatischen Ländern oft der Fall ist). Sie sind eher empfänglich für die Ehre und den Trost, als Kind Gottes in seine Familie adoptiert zu sein.

Um diese Metapher vollständig zu gebrauchen, müssen wir aber auch über die hohe Qualität dieser Beziehung reden: Gott darf von uns erwarten, dass wir ihn von ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit allem Verstand lieben (vgl. Matthäus 22,37). Gott ist wie ein liebevoller Vater, der uns versorgt und gleichzeitig eine Autorität, der wir uns zu beugen haben. Es ist nicht die Vater-Kind-Beziehung, in der das Kind nach Strich und Faden verhätschelt wird und dem der Vater jeden Wunsch von den Augen abliest. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang sicher auch, wenn du erklärst, wie wir eine intime Beziehung zu unserem Herrn aufbauen und pflegen können.

Metapher 4: Das Opfer im Tempel

Fast in jeder Religion findet man den Gedanken vor, dass Gott bzw. den Göttern zu opfern sei. Das scheint ein Empfinden zu sein, das tief im menschlichen Gewissen verankert ist.

Man opfert Gott etwas, um ihn versöhnlich zu stimmen, ihm Ehre zu erweisen, Dank auszudrücken oder seine Herrschaft anzuerkennen. Bei diesen Opfern kann es sich um physische Opfer handeln, wie zum Beispiel Tiere, die geschlachtet werden, oder Früchte, die dargebracht werden. In gewisser Weise streben aber auch viele Menschen danach, Gott durch das Opfer ihrer guten Taten zufriedenzustellen. Diese Metapher ist also auch in der westlichen Welt ein durchaus nachvollziehbarer Gedanke.

Im Alten Testament, mit seinen vielen Opfern und Opfervorschriften, ist es nicht schwer, diese Metapher zu erkennen. Wir können mit dem Neuen Testament verdeutlichen, dass es nur ein Opfer gibt, das alle Aspekte des Opferns auf eine Weise erfüllt, die Gott wirklich befriedigt. Egal, was wir Gott darbringen, es reicht nie aus. Deshalb tritt Jesus auch hier wieder als unser Stellvertreter auf. Doch er bringt nicht nur an unserer Stelle ein Opfer – er gibt sich selbst als Opfer! Jesus als das Lamm Gottes (vgl. Johannes 1,29) und die Metapher des Passahs im Alten und Neuen Testament helfen uns dabei, diese Wahrheit zu vermitteln. Beim Passah standen ja alle unter dem Schutz Gottes, die das Blut des Lammes an ihre Türpfosten gestrichen hatten (vgl. 2. Mose 12). Genauso werden wir vom Gericht verschont, wenn wir uns auf die Rettung durch Jesus verlassen und er so zu unserem Lamm wird.

„Am folgenden Tag sieht Johannes Jesus auf sich zukommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt!
(Johannes 1,29)

In Verbindung mit dieser Metapher könntest du zusätzlich verständlich machen, dass dieses Opfer einmalig und endgültig ist und nicht durch zukünftige Sünden ungültig gemacht werden kann.

Metapher 5: Der Gerichtssaal

Diese Metapher ist vielen von uns bestimmt bekannt, da sie häufig genutzt wird. Sie ist sehr gut geeignet für Moslems (da sie bereits anerkennen, dass Gott ein gerechter Richter ist) und diejenigen, die auf ihre eigenen guten Taten vertrauen. Im Gespräch mit Muslimen ist es allerdings wichtig, deutlich zu machen, dass wir an einen Gott glauben, der sich an einen festen Standard von Gerechtigkeit hält. Denn im Islam ist Allah ein Gott, der zwar fordert, dass man sich an die Gebote hält (z. B. Ramadan), letztlich aber dennoch willkürlich entscheidet, wer ins Paradies kommt und wer nicht.

Anhand dieser Metapher können wir Gott als Richter erklären. Wie bei der Rechtsprechung auf der Erde darf es vor Gericht keine Rolle spielen, ob der Richter dem Angeklagten zugetan ist oder nicht – ansonsten wäre es ja keine gerechte Rechtsprechung. Damit der Gerechtigkeit Genüge getan wird, muss die Strafe bezahlt werden. Aber damit wir vom Gericht verschont bleiben und dennoch Gerechtigkeit geübt wird, hat Gott den Ausweg des Stellvertreters geschaffen.

Ein Grundsatz der Rechtsprechung lautet: Eine Tat darf nicht zweimal bestraft werden. Wer als Mörder verurteilt wurde, darf kein zweites Mal für dieselbe Tat bestraft werden, auch wenn diese noch so schlimm war. Genauso ist es vor Gott: Wenn ein Stellvertreter unsere Schuld auf sich nimmt und dafür bestraft wird, können wir nicht mehr dafür bestraft werden. Allerdings kann dieser Stellvertreter nur jemand sein, der absolut gerecht ist und keine eigene Strafe verdient hat. Deshalb war es ja gerade so wichtig, dass Jesus nicht nur für uns starb, sondern zuvor sündlos lebte.

„Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm zur Gerechtigkeit Gottes würden.“
(2. Korinther 5,21)

Du musst ausdrücklich erwähnen, dass Jesus zwar grundsätzlich für jeden Menschen gestorben ist, seine Stellvertretung aber nur für die gilt, dir ihr Vertrauen allein auf ihn setzen. Vergewissere dich, ob dein Gegenüber das wirklich verstanden hat und nicht zu einem „Jesus +“-Glauben zurückkehrt, um gerettet zu werden: Jesus + gute Taten, Jesus + Bibellesen, Jesus + Fasten.

Anwendung: Videoempfehlung

Das Video ist leider auf Englisch, es wird jedoch langsam und in einfachen Worten gesprochen. Also schau gern mal rein, selbst wenn dein Englisch nicht so gut sein sollte. Aber worum geht’s überhaupt in dem Video?

Das Video stammt von einem jungen Christen, der auf der Plattform omegle mit Fremden chattet und über den Glauben ins Gespräch kommt. In diesem Fall spricht er mit einem Teenager, der vor Kurzem Muslim geworden ist. Natürlich wissen wir nicht, wie viel der Teenager wirklich im Herzen und wie viel er rein intellektuell verstanden hat. Dennoch ist das Video ermutigend, weil man sieht, wie er mehr und mehr seine eigenen Überzeugungen hinterfragt und umdenkt. Wenn wir beobachten, wie der Christ das Gespräch führt, können wir einiges lernen: Er stellt Fragen und hakt dann nach, um sicherzustellen, dass sein Gegenüber ihn richtig verstanden hat – darum geht es übrigens auch in unserem Blogartikel Von Jesus reden – aber wie?

Schreib gern in den Kommentaren, welche weiteren Metaphern du kennst, um das Evangelium zu erklären.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Hier sind zwei weitere Videos, die du mit deinem Gesprächspartner schauen und dich darüber austauschen kannst. Das Prinzip ist in beiden Videos ähnlich, eines ist auf Deutsch und eines auf Englisch. Du findest sie beide auf YouTube: 6.000 Punkte für den Himmel sowie The Good-o-meter.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.