Wo bist du aufgewachsen, Maik? Wie war deine Kindheit?
Ich bin in Meinerzhagen aufgewachsen. Im Nachhinein würde ich sagen, dass ich eine echt gute Erziehung genießen durfte. Wir hatten als Familie ein super Verhältnis. Meine Familie ist nicht gläubig. Trotzdem haben wir christliche Werte gelebt, wahrscheinlich kulturell bedingt. Wir haben einen russlanddeutschen Hintergrund. Daher war die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau zum Beispiel klar. Der Respekt von jungen Leuten den Älteren gegenüber war sehr wichtig … und so weiter. Das waren so die Familienverhältnisse, in denen ich groß geworden bin.
Ich habe zwei jüngere Schwestern. Vanessa, die Mittlere von uns, durfte Jesus als Erste kennenlernen. Danach hat er angefangen, auch in uns zu arbeiten. Jetzt darf ich dabei sein. Genauso meine kleine Schwester. Ich habe sehr viel Sport gemacht. Das war mein Lebensinhalt.Mit Glauben oder Kirche hatte ich damals nichts am Hut.
Wie alt warst du, als deine jüngere Schwester zum Glauben kam?
Ich muss zu dem Zeitpunkt 17 oder 18 Jahre alt gewesen sein – ich glaube 17.
Wie hast du das mitbekommen? Hat sie sich irgendwie verändert und deswegen bist du darauf aufmerksam geworden? Oder hat sie das direkt erzählt?
Ja, es war schon so, dass es immer mal wieder zur Sprache kam. Ich habe mich dann eher darüber lustig gemacht. Ansonsten habe ich nicht wirklich viel mitbekommen, weil es mich einfach überhaupt nicht interessiert hat.
„Es hat mich einfach nicht interessiert.“
Meine Schwester war nur selten zu Hause. Meistens war sie in ihrer christlichen Gemeinde, weil sie da einfach die Gemeinschaft mit anderen Christen hatte. Zu Hause hatte sie das ja nicht. Deswegen war sie oft weg. Ich selbst war eigentlich auch immer unterwegs – beim Sport zum Beispiel oder weil ich feiern war.
Ja, und dann hat sie gesagt, sie lässt sich taufen. Eigentlich wollte ich da überhaupt nicht hingehen. Es hat mich, wie gesagt, null interessiert. Meine Mama meinte aber, dass ihr das sehr wichtig ist, dass ich auch dabei bin. Also war ich kurz da, bin aber wieder schnell abgehauen.
Warum war es deiner Mutter so wichtig, dass du zur Taufe kommst? Sie war ja auch nicht gläubig, oder? Wieso lag ihr dann so viel daran?
Ja, das ist genau der Punkt bei meiner Familie! Man kennt zwar Jesus nicht, aber solche Sachen macht man dann schon. Ich bin ja auch konfirmiert und als Kind getauft. Das gehört halt irgendwie dazu. „Alles, was mit Gott zu tun hat, kann bestimmt nicht schlecht sein“, so dachte man bei uns. Deswegen war es meiner Mama einfach wichtig, dass die ganze Familie bei der Taufe meiner Schwester dabei ist. Vielleicht aber auch deswegen, weil meine Oma mit dabei war – und sie war gläubig. Wir haben die Taufe dann aber eigentlich gar nicht so groß gefeiert, wie man das kennt. Ich bin danach auch wieder schnell weg gewesen.
Und was war dann ausschlaggebend für dich? Was hat sich verändert oder dich an den Punkt gebracht, wo du gemerkt hast, dass der Glaube dich doch interessiert? Wie hat sich das weiterentwickelt?
Im Prinzip erst mal gar nicht – zumindest nicht von mir aus.
In der Zeit ist mein Opa gestorben. Ich habe mich dann abends mal dabei erwischst, wie ich über den Tod nachgedacht habe – also wirklich ernsthaft nachgedacht. Ich hatte teilweise Angst vor diesen Gedanken. Ich dachte: „Warte, wenn ich sterbe, wenn ich irgendwann dran bin, was ist dann?“ Das ist ja kein Geheimnis. Mir war klar, dass ich irgendwann auch sterben werde. Ist dann alles schwarz?
Und was ist dann mit meiner Familie? Ich glaube, ich habe mir mehr Sorgen um die Hinterbliebenen gemacht als um mich selbst und hatte echt teilweise Angst vor diesen Gedanken. Manchmal konnte ich deswegen nicht schlafen. Ich hatte jetzt keine Schlafprobleme oder so, aber ich habe halt nachts immer wieder darüber nachgedacht. Dann habe ich ein bis zwei Stunden wachgelegen und nachgedacht. Im Grunde habe ich diese Gedanken dann aber auch schnell wieder verdrängt. Weißt du, ich habe überhaupt nicht bewusst nach Antworten gesucht, sondern einfach mein Leben weitergelebt – von Wochenende zu Wochenende.
Ich hatte aber Kontakt zu einem guten Freund. Sein Spitzname ist Wowa. Er ist ungefähr zehn Jahre älter als ich. Wir kannten uns vom Basketball und haben zusammen Musik gemacht; bzw. er kennt mich schon, seit ich klein bin. Wir haben immer häufiger Zeit miteinander verbracht. Meistens zu viert, in so einer kleinen Truppe. Wowa war aber der Einzige von uns, der Christ ist. Er hatte damals schon Frau und Familie.
Ich wusste anfangs nicht, dass er gläubig ist, aber die Gemeinschaft mit ihm fand ich immer cool. Anfangs habe ich mir nicht viel dabei gedacht.
Wie meinst du das? Denkst du heute über diese Beziehung anders als damals?
Ja schon, aber nicht im negativen Sinn. Jetzt im Nachhinein weiß ich, dass sein Anliegen war, seinen Glauben mit mir zu teilen, damit ich Jesus auch kennenlerne. Ich kann das gar nicht genau beschreiben, aber wir hatten einfach eine ganz besondere Beziehung. Ich habe einfach viel Zeit mit ihm und seiner Familie verbracht. Ich war einfach immer dabei. Also, er hat wirklich eine richtige Beziehung zu mir aufgebaut, wahrscheinlich mit dem Anliegen, dass auch ich mich für ein Leben mit Jesus entscheide.
Wie hat sich das geäußert? Wie hat sich dein Freund Wowa verhalten und was hat er unternommen, um bei dir das Interesse für den Glauben zu wecken?
Er fing halt nicht direkt an, andauernd vom Glauben zu erzählen. Klar, zum Geburtstag oder so hat er mir schon mal Gottes Segen gewünscht. Da habe ich dann schon gemerkt, dass er anscheinend gläubig ist. Aber ich wusste noch nicht, wie ich das einordnen soll. Ich glaube, ich habe mich am Anfang auch bei ihm eher darüber lustig gemacht, so wie ich das bei meiner Schwester auch gemacht habe.
Mein Freund hat sich vor allem viel Zeit für mich genommen. auch für Lebensfragen und solche Dinge. Er hat mir zum Beispiel dabei geholfen, fürs Abi zu lernen – einfach wirklich Zeit mit mir verbracht.
Und dann weiß ich noch genau, wie er mir ein Johannes-Evangelium von Heukelbach geschenkt hat. Aber er hat mir meinen Freiraum gelassen. Er hat mich zu nichts gezwungen, sondern mir einfach nur ans Herz gelegt, mal darin zu lesen. Und er hat immer wieder mal versucht, über Jesus zu sprechen. Ich habe aber nicht viel verstanden, weil ich ja nichts davon kannte.
Meinem Freund zuliebe habe ich sogar mal versucht, in dem Johannes-Evangelium zu lesen. Aber ich habe einfach nichts gecheckt und es dann wieder weggelegt. So ging es hin und her.
Wir hatten einfach diese Freundschaft. Und dann kam der entscheidende Abend …
4 Kommentare zu “Wie Maik anfing, an Jesus zu glauben – Das Interview – Teil 1”
Danke, für diese Lebensgeschichte von Maik. Ich selber habe bisher keinen Erfolg gehabt, Menschen von
Jesus zu erzählen. Vielleicht gehe ich zu verkrampft an diese Sache heran. Ich sehne mich danach, Menschen
zu Jesus führen zu dürfen, in der Liebe die dazu notwendig ist und lasse mir gerne raten in diesem Thema.
Herzlichst, Ingeborg
Liebe Ingeborg,
schön, dass dich Maiks Geschichte inspiriert. Was meinst du damit, dass du keinen Erfolg hast. Gelingt es dir nicht, anderen von Jesus erzählen oder enttäuscht es dich, dass es aus deiner Sicht im Leben der anderen nicht viel bewirkt hat? Im Bezug auf letzteres möchte ich dir zusprechen, dass die Auswirkungen unserer Bemühungen nicht in unserer Verantwortung liegen. Gott ist der jenige, der Glauben schenkt und bewirkt. Gerne können wir persönlich über dieses Thema ins Gespräch kommen. Wenn du daran Interesse hast, kannst du uns gerne deine Fragen gerne direkt über unsere Kontaktseite schreiben. Dann können wir dir persönlich antworten.
Herzliche Grüße aus dem Missionswerk von Steffi
Man hat zwar noch nicht viel von Maik und seinem Glaubensweg erfahren, aber es klingt schonmal nicht so abgedroschen, wie so oft bei Christen.
Lieber Thomas,
freut mich, dass wir dich überraschen konnten ;).
Herzliche Grüße und Gottes Segen von Steffi aus dem Missionswerk