„Guten Tag, Frau Müller.“ Stell dir vor, du grüßt die Kassiererin im Supermarkt mit ihrem Nachnamen. Der steht immerhin auf dem Schild, das an ihrer Bluse befestigt ist. Stell dir weiter vor, „Frau Müller“ reagiert mit einem Lächeln. Sie fühlt sich wertgeschätzt und wahrgenommen. Vielleicht wird diese Frau an der Supermarktkasse im Laufe der nächsten Monate zu mehr als nur der „Frau an der Supermarktkasse“. Vielleicht kannst du sie fragen, wie es ihr geht, wenn du Trauer in ihren Gesichtszügen erkennst. Vielleicht kannst du ihr irgendwann von Jesus erzählen und davon, wie er dich froh gemacht hat.
Das Kind (und den Menschen!) beim Namen nennen
Manchmal beginnt alles mit einem Namen. Jeder von uns fühlt sich geachtet und ernst genommen, wenn er mit seinem Namen angesprochen wird. Am meisten gilt das natürlich für den Vornamen: Er ist etwas richtig Privates, Persönliches. – Hast du auch Schwierigkeiten damit, dir Namen zu merken? Dann schreib sie auf. So kannst du Menschen, die du noch nicht richtig kennst, vor Gott ins Gebet bringen.
Menschenfreunde werden
Wir sollen uns ein Beispiel an Jesus nehmen und Menschenfreunde werden. In Titus 3,4 lesen wir, dass „die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Retters,“erschienen ist. Wenn wir Zeit mit Jesus verbringen und eine innige Gemeinschaft mit ihm pflegen, dann färbt seine Art auf uns ab. Ein Schüler von Aristoteles sagte einmal: „Jedes Mal, wenn ich bei dir war, bin ich danach ein besserer Mensch.“ Wenn das schon auf einen Philosophen zutrifft, wie viel mehr auf unseren Herrn! Jesus hat Menschen geliebt – egal, ob sie Zöllner, Otto Normalverbraucher, Prostituierte oder Pharisäer waren. Für solch eine Liebe, die alle mit einschließt, können wir beten.
In Römer 5,5 lesen wir: „Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist.“ Die Fähigkeit, Menschen zu lieben, hat uns also Gott geschenkt. Wenn ich begeistert bin von ihm, dann möchte ich auch von ihm reden. Wenn ich zufrieden und freundlich bin, werde ich vielleicht sogar von meinem Gegenüber gefragt, was der Grund dafür ist. Eine wunderbare Gelegenheit, um Zeugnis zu geben. Wir sollen jederzeit bereit sein, Rede und Antwort zu stehen über die Hoffnung, die in uns wohnt (vgl. 1. Petrus 3,15).
Stell dir vor, ein Junge ist Fan vom FC Bayern München. Als der Club die Meisterschaft gewinnt, rennt der Junge begeistert durch die Straßen und feiert den Sieg ausgelassen mit anderen Fans. Er tut das nicht, weil jemand es von ihm fordert, sondern aus freien Stücken – ganz natürlich. Genau so soll unser Glaube bei anderen rüberkommen. Nicht erzwungen und steif, sondern lebendig und natürlich. Wir dürfen mit Freude Gelegenheiten auskaufen: an der Kasse, am Gartenzaun, in der Arbeit. Nutze den Moment, um freundlich zu anderen zu sein.
Die Frau am Brunnen
Die Frau am Brunnen aus Johannes 4 hatte eigentlich nicht vor, sich mit Jesus zu unterhalten. Und dennoch gelingt es unserem Herrn, ein Gespräch mit ihr anzufangen. Dabei sind die Gegebenheiten denkbar schlecht: Ein Mann trifft auf eine Frau, ein Jude auf eine Samariterin und obendrein gibt es scheinbar keine Gelegenheit, ins Gespräch zu kommen. Jesus findet den „Icebreaker“: „Gib mir zu trinken“, fordert er sie auf, die gerade Wasser schöpft. Wenn wir den Herrn konkret bitten, schenkt er Gelegenheiten zu Gesprächen, die ganz natürlich entstehen und tiefgehen können.
Der Kontext zählt
Natürlich macht es einen Unterschied, ob du auf dem Land oder in der Stadt lebst. In einem Dorf wirkt es eher komisch, wenn man sich nicht grüßt. In der Stadt fällt es eher auf, wenn du fremde Menschen begrüßt. Überlege weise, in welchem Kontext du dich befindest und richte dich danach. Natürlich wäre es schön, wenn du immer noch als seriös wahrgenommen wirst und einen guten Eindruck hinterlässt. Es lohnt sich aber auch, mal etwas zu wagen. Auch wenn du in der Großstadt lebst und deine Nachbarn kaum kennst: Grüße sie im Treppenhaus und biete deine Hilfe an, wenn dein Nachbar ein schweres Paket nach oben schleppen muss.
Unterschiedliche Kommunikationsebenen
In der Kommunikation zu anderen Menschen sprechen wir von unterschiedlichen Tiefen. Ein „Wie geht‘s dir?“ ist an sich eine sehr tiefe Frage, die aber oft oberflächlich gemeint ist und auch so beantwortet wird. „Was hast du heute zu Mittag gegessen?“ ist eine Frage, die Interesse am Gegenüber zeigt, aber auf einer Sachebene bleibt. „Was hältst du davon?“ signalisiert echtes Interesse an der Meinung des anderen und mit „Wie fühlst du dich damit oder was empfindest du dabei?“ werden wir noch persönlicher. Wie steigst du in ein Gespräch ein? Das bleibt dir im Grunde selbst überlassen. Einerseits sollst du dich mit deiner Frage wohlfühlen, andererseits soll sie angemessen sein. Dabei spielen auch kulturelle Codes eine wichtige Rolle. Was ist üblich und wird als angenehm empfunden? Natürlich ist die Ebene, in die wir einsteigen, auch abhängig von unserem Gegenüber. Jesus wusste immer genau, wen er vor sich hatte. Wir können es manchmal vielleicht nur erahnen. Wir müssen abwägen: Lernen wir gerade spontan jemanden kennen oder besteht schon eine Beziehung? Wir dürfen Gott immer um Weisheit in unserer Gesprächsführung bitten. Im Kolosserbrief, Kapitel 4, Vers 6 lesen wir den Anspruch an uns: „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, damit ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.“
Zwei Ohren und ein Mund – richtig zuhören
Um eine Beziehung zu deinem Gegenüber aufzubauen, ist es wichtig, dass du lernst, dem anderen richtig zuzuhören. Versuche nachzuvollziehen, wo der andere steht und was er braucht. Wer weiß, vielleicht haben wir nicht umsonst zwei Ohren und nur einen Mund? Vielleicht ist es wichtig, dass wir doppelt so gut hören wie reden. In Jakobus 1,19 lesen wir: „Darum, meine geliebten Brüder, sei jeder Mensch schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“
Vom Fremden zum Freund
Christoph ist Ältester in einer kleinen Gemeinde in Nordrhein-Westfalen und bezeichnet sich selbst als „Menschenmensch“, als einen richtigen Menschenfreund also. Er berichtet von einer Begegnung mit einem Bodenleger, die Gott geschenkt hat. Vor Jahren hat Christoph mit seiner Familie ein Haus gekauft. Eines Abends war er wieder auf dem Weg zur Baustelle, um Böden herauszureißen. Er war es leid, schon wieder zur Baustelle fahren zu müssen und betete: „Herr, ich brauche heute Abend einen Beweis dafür, dass es richtig war, dieses Haus gekauft zu haben – sonst verkaufe ich es wieder!“ Einige Zeit später, Christoph sitzt gerade auf dem Boden des Hauses und schleift Kleber ab, klingelt es an der Tür: der Bodenleger. Er möchte mit seiner Arbeit beginnen und fragt: „Wieso wollt ihr den Boden denn neu machen?“ Christoph erwidert: „40 Jugendliche werden hier durchs Wohnzimmer laufen!“ Der Bodenleger wird neugierig: „Wieso das denn?“, will er wissen. Christoph erzählt, dass sie gemeinsam singen, Bibel lesen und beten möchten. „Wieso macht ihr so was?“ fragt der Bodenleger. Gott selbst gab Christoph die Gelegenheit, dem Bodenleger von Jesus zu erzählen. Dieser möchte sogar wissen, wie Christoph Jesus Christus kennengelernt hat. Schließlich lädt Christoph ihn noch zum Weihnachtsgottesdienst ein, zu dem der Bodenleger mit seiner gesamten Familie kommt. Inzwischen sind die beiden gut befreundet.
Gib uns dein Feedback!
Du siehst schon: Gott kann durch unscheinbare Situationen Großes bewirken. Hast du auch schon kleine Gelegenheiten beim Schopf gepackt? Was ist daraus geworden? Erzähl es uns und ermutige dadurch auch andere! Schreib uns gern auch, wenn du Fragen, Ideen oder andere Rückmeldungen hast. Wir freuen uns über dein Feedback.
Podcast “Das Gespräch”:
Das Thema haben wir in unserer Podcastfolge noch vertieft. Hör hier rein: https://youtu.be/YZMU7IpoZks
Podcast „Das Gespräch“ gibt es auch als Podcast bei Apple Podcast und Spotify:
https://podcasts.apple.com/de/podcast/das-gespr%C3%A4ch/id1399571915
2 Kommentare zu “Spontan evangelisieren – packe Gelegenheiten beim Schopf!”
“Offensiv-Evangelisation” ist eher etwas für Extrovertierte. Als Introvertiertem fällt es mir unheimlich schwer, Menschen “einfach so” anlasslos anzusprechen. Da müssen sich schon “von selbst” Gelegenheiten und Anlässe zu Gesprächen bieten. In einem geeigneten Kontext (z.B. bei einer christlichen Veranstaltung) oder wenn ich weiß, dass jemand offen ist für das Thema (in diesem Fall Gott) , kann ich auch offen reden; andernfalls hätte ich das Gefühl, jemandem etwas “anzudrehen”. Bevor ich rausgehe (z.B. zum Einkaufen oder wenn ich irgendwo mit Bus&Bahn hinfahre), bete ich manchmal für solche Gelegenheiten und Begegnungen, aber bisher ist es leider noch nicht passiert, dass sich dabei von alleine etwas ergeben hätte. Zusammen mit anderen geht es oft leichter, mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Vielleicht solte ich mir einen Hund anschaffen; Tiere sind ja oft ein “Türöffner” für Gespräche mit Menschen… 😉 Seit letztem Jahr organisiere ich öffentliche Lobpreis-Treffen (“Worship im Park”), wodurch immerhin drei Personen im aktuell laufenden Alphakurs unserer Gemeinde gelandet sind, aber dabei kommt es immer darauf an, dass ein paar “mutigere” Leute als ich mit dabei sind, denen es keine Probleme macht, die vorbeikommenden oder stehenbleibenden und uns zusehenden Parkbesucher anzusprechen.
Hallo Stefan,
vielen Dank, dass du uns an deinen Erfahrungen teilhaben lässt! Bleib dran im Gebet, der Herr wird sicher Gelegenheiten schenken – auch für einen Introvertierten ;).