Gastfreundschaft: 4 Gründe, warum du deine Türen öffnen musst, wenn du Menschen für Jesus erreichen willst

Wir verbarrikadieren uns oft hinter Wohnungstüren und vollen Terminkalendern. Aber ist vielleicht gerade das Gegenteil notwendig, damit Menschen Jesus kennenlernen?

Seine Worte hatten alles verändert.

Dieser Mann hatte alles verändert.

Er wollte nichts sehnlicher, als dass auch seine Freunde diese Worte hörten und diesen Mann trafen. Doch würden sie je dort hingehen, wo er anzutreffen war? Wohl kaum. Er musste sich also etwas anderes überlegen. Was, wenn …?

Sie kamen alle. Natürlich.

Ein gutes Essen, eine gute Unterhaltung hatten sie noch nie ausgeschlagen. Und sie redeten viel an diesem Abend. Über Dinge, die sie seit Jahren verdrängt oder vergessen hatten. Fragen, die ihnen heimlich auf dem Herzen lagen. Über den Mann, der sein Leben für immer verändert hatte – Jesus von Nazareth.

 

So in etwa muss es für Levi gewesen sein, als Jesus ihn aufforderte, ihm zu folgen.

In Lukas 5,27–32 lesen wir, dass Levis erste Reaktion auf diese Aufforderung war, alles stehen und liegen zu lassen und Jesus nachzufolgen. Seine zweite Reaktion war, seine Freunde und Bekannten – Zöllner und stadtbekannte Sünder – zu sich nach Hause einzuladen, damit sie Jesus ebenfalls kennenlernen. Er erkannte Gastfreundschaft als eine Möglichkeit, seinen Glauben mit den Menschen zu teilen, die ihm am Herzen lagen. Wenn wir das hören, werden sicher viele von uns instinktiv zustimmen. Trotzdem müssen wir unser Leben immer wieder neuausrichten, damit es diese Zustimmung auch widerspiegelt.

In den Briefen des Neuen Testaments werden wir wieder und wieder herausgefordert, Gastfreundschaft zu üben. Meist steht sie dort zwar im Kontext der Gemeinschaft unter Christen. Doch besonders Hebräer 13,1–2 macht deutlich, dass der Befehl noch weit über den gemeindlichen Kontext hinausgeht:

„Liebt einander mit aufrichtiger Liebe. Vergesst nicht, Fremden Gastfreundschaft zu erweisen, denn auf diese Weise haben einige Engel beherbergt, ohne es zu merken!“

Drei Dinge fallen direkt auf: Gastfreundschaft hängt mit Liebe zusammen. Gastfreundschaft bezieht sich auch auf die „Fremden“. Und es besteht anscheinend die Gefahr, die Gastfreundschaft zu vernachlässigen. Doch spielt Gastfreundschaft wirklich so eine große Rolle, wenn wir Menschen für Jesus gewinnen wollen? Fühlt sich nicht jeder in seinen eigenen vier Wänden wohler? Sind wir nicht zu beschäftigt dafür? Was, wenn wir nicht die Ressourcen haben, um ein ordentliches Essen für eine Truppe von Besuchern auf den Tisch zu bringen?

Die Bibeltexte fordern uns heraus: Unsere Gastfreundschaft darf sich erstens nicht nur auf die Menschen beschränken, zu denen wir ohnehin eine enge Beziehung haben und die bereits Christen sind. Freunde und Glaubensgeschwister einzuladen, ist natürlich nichts Schlechtes. Aber es wäre schön, wenn wir unsere Türen häufiger auch für neue Bekannte öffnen würden. Zweitens verleiht die Bibel der Gastfreundschaft eine gewisse Dringlichkeit. Wir müssen uns bewusst Zeit nehmen und sie nicht nur in die Lücken unserer vollen Terminkalender hineinpressen. Vielleicht hilft da auch der Gedanke, dass Gastfreundschaft nicht immer mit einer Einladung zum Essen gleichzusetzen ist.

Es gibt (mindestens) vier Gründe, warum offene Türen enorm wichtig sind, wenn wir Menschen für Jesus erreichen wollen. In diesem Artikel erfährst du mehr darüber. Am Ende kannst du außerdem ein ermutigendes Lebenszeugnis lesen, wie Gastfreundschaft praktisch werden kann.

1. Sharing is caring – Gastfreundschaft ist ein praktischer Ausdruck von Liebe

Die versammelte Menge hielt den Atem an – was würde Jesus auf diese Frage wohl antworten? Die Antwort war simpel:

„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben … und deinen Nächsten wie dich selbst“ (aus Markus 12,30–31).

Das war es, was Jesus als das höchste Gebot identifizierte: die Liebe zu Gott und daraus resultierend die Liebe zu unserem Nächsten.

In anderen Versen lesen wir, dass wir allen Menschen gegenüber Gutes tun sollen (vgl. Galater 6,10). Selbst ein Märtyrertod sei nichts wert, wenn wir nicht lieben (vgl. 1. Korinther 13,3). Und sogar unsere Feinde sollen wir lieben (vgl. Lukas 6,27). Warum?

Weil Gott selbst die Liebe ist. Und weil wir ihn nicht lieben und gleichzeitig die Menschen ignorieren können, die er so sehr liebt, dass er für sie starb. Wir nehmen oft an, das Gegenteil von Liebe sei Hass.

Wir sind zufrieden mit uns selbst, weil wir niemanden hassen.

Aber das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.

Und sieht es da nicht oft anders bei uns aus? Wer hat den Nachbarn, den Kollegen oder die Putzkraft im Blick und betet dafür, dass sie Jesus kennenlernen? Es ist nicht so, dass wir sie nicht mögen würden, nein. Es ist eher so, dass sowohl sie als auch wir das eigene Leben leben, ohne groß übereinander nachzudenken. Sicher können wir nicht zu jedem, mit dem wir zu tun haben, eine innige Beziehung haben und ihn an unserem privaten Leben teilhaben lassen. Aber haben wir ein Anliegen dafür, dass andere Jesus kennenlernen? Wie ist unsere grundsätzliche Herzenshaltung denen gegenüber, die außerhalb unseres üblichen Freundeskreises sind? Es ist essentiell, dass wir Gott darum bitten, seine agape (bedingungslose Liebe) in unseren Herzen auszuschütten. Wenn er das tut – und er tut es gerne! – dann verändert das die Beziehung zu unseren Mitmenschen total.

Doch wir leben in einer Gesellschaft, in der es normal geworden ist, dass sich jeder um sich selbst dreht. Unser Leben ist strikt von dem der anderen getrennt. Wir leben hinter Zäunen und verschlossenen Türen, jeder in seiner eigenen Lebenswelt. Vielleicht kennen wir den Nachnamen des Nachbarn und grüßen ihn, wenn wir ihn sehen. Mehr meistens dann aber auch nicht. Doch was, wenn wir das ändern würden?

Was wäre, wenn uns die Liebe Gottes zu uns und den Menschen um uns herum wirklich so durchdringen würde, dass wir selbst zu einer Quelle dieser Liebe und Güte würden? Vielleicht wissen unsere Nachbarn, dass wir Christen sind (und vielleicht nicht einmal das). Die Frage ist: Sehen sie es auch?

Reiht sich unser „Ich bin Christ“ in die lange Reihe bedeutungsloser Floskeln einer kaum noch christlich geprägten Gesellschaft ein oder hat unser Zeugnis Hand und Fuß? Blicken die Menschen um uns herum uns und unser Leben an und sehen, dass da etwas anders ist und der Glaube echte Auswirkungen auf uns hat? Erleben sie diese Auswirkungen selbst?

„Wir leben in einer nachchristlichen Welt, die es gründlich satthat, von Christen zu hören. Aber wer kann über von Barmherzigkeit motivierte Gastfreundschaft streiten? Was für ein potenzielles Zeugnis, das wir als Christen direkt hier zur Hand haben, und es liegt brach.“ (Rosaria Butterfield)

Wenn wir die Initiative ergreifen und auf unsere Nächsten zugehen, sie in unser Haus und unser Leben einladen, wird das Spuren in ihrem Leben hinterlassen. In einer Gesellschaft, in der sich jeder um sich selbst dreht, um seine Familie, sein Hobby, seine Karriere, seine Freunde, seinen Urlaub, seine Probleme, seine Freuden – wie beeindruckend ist es da für unsere Umgebung, wenn wir in die entgegengesetzte Richtung laufen! Wenn wir unsere Zeit in die Menschen in unserem Umfeld investieren, die nicht zu unserem engsten Freundeskreis gehören … Vielleicht merkst du, dass da bei dir noch Luft nach oben ist. Aber möglicherweise ist das alles für dich auch gar nichts Neues, sondern du machst das sowieso schon – wie gut! Wie wäre es, wenn du dann die Christen in deinem Umfeld dazu ermutigst, denen es vielleicht nicht so leicht fällt, Gastfreundschaft zu üben. Denn stell dir einmal vor, alle Christen, die du persönlich kennst, würden bewusst gastfreundschaftlich leben. Stell dir vor, jeder von uns würde seine Energie dafür einsetzen, Menschen die Art von Zuhause zu geben, nach der sie sich sehnen. Was, wenn wir unser Geld nicht für den nächsten Mallorca-Urlaub oder das nächste iPhone aufsparen, sondern dafür nutzen, anderen Gutes zu tun?

Was würde passieren, wenn wir unseren Glauben weder verstecken noch durch eine selbstgerechte Moralpredigt proklamieren, sondern ganz praktisch vorleben?

2. Authentische Beziehungen brauchen Gemeinschaft

Wenn wir Menschen für Jesus gewinnen wollen, müssen wir Beziehungen aufbauen. Wir dürfen nicht darauf warten, dass Fremde in unsere Gemeinden hereinstolpern und nach Gott fragen. Die meisten Menschen sind zwar auf der Suche nach geistlichen Antworten, aber sie suchen diese selten in den christlichen Kirchen oder bei Evangelisationsveranstaltungen in unseren Gemeinden.

Das ist kein Plädoyer gegen Straßenevangelisation, Gespräche mit Fremden in der U-Bahn oder Evangelisationsveranstaltungen. Überhaupt nicht. Das sind wertvolle und notwendige evangelistische Bemühungen.

Aber die wenigsten Menschen sind nur noch einen Schritt von der Entscheidung für ein Leben mit Jesus entfernt und warten nur auf das richtige Traktat oder die alles verändernde Evangelisationsveranstaltung. Die meisten sind weit weg von Gott und erkennen nicht, dass er die Antwort auf ihre Fragen ist. Und dann ist die Frage: Wie erfahren sie davon?

Sie erfahren es, wenn wir es ihnen authentisch vorleben und ihre Fragen beantworten. Aber das können wir nur, wenn wir ihre Fragen und Sehnsüchte kennen. Und das werden wir nicht, solange wir keine Beziehung zu ihnen aufbauen. Und selbst wenn wir es herausfinden: Sie werden uns nicht zuhören, wenn sie nicht wissen, dass sie uns vertrauen können.

Vertrauen ist die Basis einer Freundschaft. Vertrauen lässt uns nach Rat fragen und der Antwort zuhören. Vertrauen lässt uns um Hilfe bitten, weil wir wissen, dass das Interesse und die Fürsorge echt sind. Es geht nicht darum, den anderen möglichst schnell an den Punkt zu bringen, dass er sich uns anvertraut, damit wir seine Schwäche ausnutzen können.

„Radikal einfache Gastfreundschaft bewirkt Glaubwürdigkeit bei Ihren nachchristlichen Nachbarn. Es erlaubt Ihnen, zuzuhören, Geheimnisse zu wahren, eine vertrauenswürdige Freundin zu sein und ein Wort der Gnade in dunkle Situationen hineinzusprechen. In nachchristlichen Gemeinschaften können Ihre Worte nur so stark sein wie Ihre Beziehungen. Ihre besten Waffen sind eine offene Tür, ein gedeckter Tisch, eine frische Kanne Kaffee und eine Packung Tempos für vergossene Tränen.“
(Rosaria Butterfield)

Es geht darum, authentische, durch Liebe motivierte Beziehungen aufzubauen, unseren Glauben real vorzuleben, die Bedürfnisse des anderen kennenzulernen und dann mit der Hoffnung des Evangeliums anzuknüpfen. Wir wollen keine manipulierende Beziehung, sondern die beste Botschaft der Welt, wahre Hoffnung, wahre Freude und wahren Frieden teilen. Und das geht nur, wenn wir einander kennen.

Es ist wie in jeder anderen Freundschaft und wie in unserer Beziehung mit Gott auch: Beziehungen entstehen durch gemeinsam verbrachte Zeit, durch Zuhören, durch geteilte Freude und geteiltes Leid, durch Zuverlässigkeit und Treue, durch Verschwiegenheit und liebevolle Ratschläge, durch Großzügigkeit. Und durch Gespräche.

Und auch wenn Gastfreundschaft viel mehr als eine gemeinsame Mahlzeit bedeutet (dazu kommen wir noch), so bietet gerade die Tischgemeinschaft gute Gelegenheiten für Gespräche: Gespräche über die Freuden und Sorgen des Lebens, über Sehnsüchte und Ängste, über Fragen und Antworten. Wie oft lesen wir, dass Jesus mit Menschen gemeinsam aß und mit ihnen redete? Und wenn Jesus das tat, wie viel mehr sollten wir es dann tun!

3. Gastfreundschaft erlaubt einen Blick hinter die Kulissen

Letztlich können wir viel reden, wenn der Tag lang ist. Wir können noch so oft erzählen, dass wir Jesus lieben (und es ist wichtig, das zu tun!) – aber wenn die Menschen nicht sehen, dass der Glaube in unserem Leben wirklich von Bedeutung ist, hat das nur begrenzte Auswirkungen. Zum einen, weil einer der häufigsten Vorwürfe an die Christen heutzutage Heuchelei ist. Zum anderen, weil viele Menschen den Glauben an Jesus als ein nettes Add-on sehen. „Wenn es dir guttut, dann glaub das ruhig“, so in der Art. Sie verstehen nicht, dass unsere Beziehung mit Jesus tatsächlich unser Leben verändert. Stell dir vor, sie würden sehen, was unser Glaube ganz konkret bedeutet, in unserer Ehe, in unseren Familien, in der Freizeit.
Im Umgang miteinander und im Reden übereinander.

Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung – diese in Galater 5,22 aufgeführten Werte beschreiben eine Lebensweise, die in unserer Gesellschaft nicht üblich sind.

Authentisch den Glauben vorzuleben, heißt nicht, alles gutzuheißen, was die Menschen in unserem Umfeld tun. Es heißt, authentisch anders zu leben. Unsere Taten lauter sprechen zu lassen als unsere Worte, auch wenn klare Worte zur richtigen Zeit nicht fehlen dürfen.

Wenn wir unsere Türen öffnen – wörtlich gesprochen die Tür zu unserer Wohnung, im übertragenen Sinn die Tür zu unserem Leben – dann öffnen wir unsere eigene Lebenswelt zur Beobachtung. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb wir uns manchmal davor scheuen: weil wir merken, dass unsere Worte und Taten nicht immer übereinstimmen.

Es geht nicht darum, schwierige Zeiten zu verschweigen. Auch als Christen erleben wir Zweifel und Ängste, Wut, Streitereien und Sünde. Aber wir gehen anders damit um, weil wir mit Christus leben, oder? Es geht nicht darum, ein perfektes Leben zu präsentieren, ganz im Gegenteil. Unser Umgang mit Freude und Segen auf der einen Seite und Schwierigkeiten und Sünde auf der anderen Seite ist genau das, was die Menschen in unserem Umfeld sehen müssen. Aber es ist eine gute Gelegenheit, einmal innezuhalten und uns zu überlegen, was unsere Nächsten sehen würden, wenn wir die Türen zu unserem Leben tatsächlich öffnen würden.

Würde das, was sie sehen, sie neugierig auf Jesus machen? Genau das ist das Ziel und die große Chance von Gastfreundschaft!

4. Gastfreundschaft ist mehr als eine Einladung zum Essen

Wir können Gastfreundschaft auf ganz verschiedene Art und Weise leben, jeder nach seinen Kapazitäten – aber jeder irgendwie. Wir reden uns gern aus der Angelegenheit heraus:

„Ich habe halt viel zu tun.“ „Unsere Wohnung ist zu klein.“ „Ich koch nicht gern für viele Leute.“ „Die Woche ist einfach so stressig.“

Dazu zwei Punkte:
1. Liebe scheut keine Mühe, aber Gleichgültigkeit bemüht faule Ausreden.
2. Gastfreundschaft ist mehr als eine Einladung zum Essen.

In Apostelgeschichte 16 lesen wir von Lydia, der Purpurkrämerin. Sie „nötigte“ Paulus und seine Gefährten, eine Weile bei ihr zu Gast zu sein. Obwohl sie ein Geschäft hatte, erklärte sie nicht, zu viel zu tun zu haben, um Gäste zu empfangen.
Elia wurde von einer armen Witwe aufgenommen, die selbst kaum genug zu essen und zu trinken hatte (vgl. 1. Könige 17).
Der barmherzige Samariter, den Jesus uns zum Vorbild gibt, investierte Zeit, Geld und Energie in einen Mann eines verfeindeten Volkes. Er konnte keine Gegenleistung erwarten. Die Bibel ist voll mit Geschichten von Menschen, die sich nicht an Ausreden festklammerten, sondern Fremden einfach dienten.

Das Problem ist meistens nicht, dass wir zu wenig hätten, was wir geben könnten.

Sondern dass wir das, was wir haben, zu sehr lieben, als dass wir es geben möchten.

Wir wollen meist nicht auf die Privilegien verzichten, die wir haben: Geld, Freizeit, Privatsphäre. Es ist unbequem, Zeit zu investieren, sich selbst weniger zu leisten und das Geld in Gastfreundschaft zu investieren. Doch wir können nicht zwei Herren gleichzeitig dienen: uns selbst und unseren vermeintlichen Bedürfnissen – und Gott. Meist jedoch ist uns dabei nicht klar:

Wenn wir uns nicht bewusst entscheiden, intensive Gastfreundschaft zu üben, entscheiden wir uns automatisch gegen Gott und die Menschen, die er liebt. Die meisten von uns lehnen Gastfreundschaft an sich nicht ab, ja, wir freuen uns, wenn wir ein paar Mal im Jahr vielleicht Glaubensgeschwister bei uns zu Besuch haben. Doch was bedeutet eigentlich intensive Gastfreundschaft? Müssen wir jede Woche Gäste in unser Wohnzimmer einladen und aufwendig bekochen? Was, wenn unsere Wohnung tatsächlich klein oder unser Budget sehr niedrig ist?

Der zweite Punkt – Gastfreundschaft ist mehr als eine Einladung zum Essen – ist, letztlich eine Zusammenfassung der verschiedenen Gründe, die in diesem Beitrag weitergegeben wurden. Wir müssen verstehen lernen, dass wir Menschen nur für Jesus erreichen können, wenn wir jeweils am Leben des anderen teilhaben. Gelebte intensive Gastfreundschaft ist der Türöffner dazu.

Gastfreundschaft kann eine Einladung zum Essen sein.

Oder ein Lunchpaket für einen büffelnden Studenten, der seit Wochen keine gekochte Mahlzeit hatte.

Ein regelmäßiges Mittagessen mit der alten Dame, die sonst keinen mehr hat.

Gemeinsames Kaffeetrinken oder Grillen im Garten oder eine Tüte mit frisch gebackenen Plätzchen im Winter.

Gemeinsame Spaziergänge mit dem Hund.

Das Hüten von Kindern, kurzfristige Fahrdienste zum Arzt, das Angebot, während des Urlaubs auf die Pflanzen und/oder Katzen des Nachbarn aufzupassen …

Gastfreundschaft hat viele Gesichter. Deshalb kann auch jeder von uns gastfreundlich leben – eben jeder nach seinen Möglichkeiten. Es geht einfach darum, ganz praktisch und direkt die eigene Garten- und Haustür zu öffnen und Menschen an unserem Leben teilhaben zu lassen. Und darum, am Leben der anderen teilzuhaben. Für sie da zu sein. Ein offenes Ohr zu haben und Geheimnisse zu hüten. Und sich selbst verletzlich zu machen. Zeit und Geld zu investieren.

„Christliche Gastfreundschaft interessiert sich für die Dinge, die unserem Nächsten wichtig sind. Andere höher zu achten als uns selbst, bedeutet nichts weniger als das. Es bedeutet, dort anzufangen, wo man steht, und sich danach umzuschauen, wer einen braucht. Es bedeutet, christliche Liebe in Wort und Tat zu kommunizieren. Es bedeutet, vertrauenswürdig genug zu werden, um die Lasten des echten Lebens und echter Probleme zu tragen.“
(Rosaria Butterfield)

Intensive Gastfreundschaft heißt, Liebe praktisch sichtbar werden zu lassen. Warum sollte irgendjemand glauben, dass Gott selbst agape ist, die bedingungslose, sich aufopfernde Liebe, wenn seine Vertreter ihren Nächsten gegenüber gleichgültig sind?

5. Öffnet Gastfreundschaft wirklich Türen?

Wer ist Rosaria Butterfield, dass sie gleich mehrfach in diesem Beitrag zitiert wird?

Sie ist ein Beispiel dafür, was passiert, wenn Christen die Tür zu ihren Häusern und Leben öffnen und intensive Gastfreundschaft leben. Man kann ihr Buch kaum lesen, ohne ermutigt und herausgefordert zu werden, die eigene Gastfreundschaft neu zu überdenken.

Rosarias Geschichte beginnt damit, dass sie selbst Gastfreundschaft erfährt. Zu dieser Zeit ist die LGBTQ-Aktivistin dem christlichen Glauben mehr als feindlich gesinnt. Als Dozentin an einer Universität arbeitet sie gerade an einem Buch, das sich mit der religiösen Rechte und deren „Hasspolitik“ gegen die LGBTQ-Community auseinandersetzt. Umso überraschender für sie also, als Pastor Ken Smith und seine Frau Floyd sie als Reaktion auf einen entsprechenden Artikel zu sich nach Hause einladen. Und Rosaria?

Sie nimmt die Einladung an. Denn diese bietet ihr dir perfekte Gelegenheit, ihr Forschungsobjekt – evangelikale Christen – einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Spannend ist, was sie über den ersten Besuch bei dem Pastorenehepaar erzählt:

„Sie konfrontierten mich nicht sofort mit dem Evangelium. Und sie luden mich nicht direkt in die Kirche ein. Sie zeigten mir, dass ich für sie nicht ein Projekt war, sondern dass sie an einer langfristigen Beziehung Interesse hatten.“

Über zwei Jahre lang ist Rosaria regelmäßig bei den Smiths zu Besuch: zum Essen, zu gemütlichen Gesprächsabenden, zum Gottesdienst, zum Bibellesen und zum Singen. Sie ist fasziniert von der Gastfreundschaft und der Anteilnahme der Menschen, die bei den Smiths zusammenkommen. Und:

Sie lernt Jesus Christus kennen. Stück für Stück. Bis sie ihn schließlich als ihren persönlichen Herrn und Retter annimmt.

Heute lebt sie mit ihrem Ehemann dieselbe Art intensiver Gastfreundschaft aus. Sie öffnet ihre Haustür und die Tür zu ihrem Leben weit, um andere mit Jesus bekannt zu machen. Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht jemand bei ihr zu Gast am Tisch sitzt. Jede Woche bereitet sie Lunchpakte für gestresste Studenten, einsame Singles oder ältere Leute, geht mit Nachbarn und Freunden spazieren, fährt mal jemanden zum Arzt oder hütet die Katze, während die Bekannte im Urlaub ist. Radikale Gastfreundschaft bedeutet für sie:

„Radikal einfache Gastfreundschaft ist Folgendes: das eigene christliche Zuhause auf eine alltägliche Weise zu gebrauchen, die darauf abzielt, Fremde zu Nächsten und Nächste zu Gottes Familie zu machen.“
(Rosaria Butterfield)

Lebe Liebe!

Lies:
Über ihre Erfahrungen als Gast sowie als Gastgeberin, was Gastfreundschaft eigentlich bedeutet und wie sie das Leben von anderen Menschen verändert, hat Rosaria ein Buch geschrieben: Offene Türen öffnen Herzen. Wenn du Menschen wirklich für Jesus erreichen möchtest, wirst du viel aus ihren Erzählungen lernen können.

Bete:
Bete, dass Gott dir ein aufrichtiges Anliegen für die Menschen in deinem Umfeld gibt – sowohl für deine Bekannten und Freunde, die Jesus noch nicht kennen, als auch für die Nachbarn und Fremden, die du selbst noch nicht kennst.
Bete, dass Gott dir zeigt, wo du deine Türen aus egoistischen Gründen verschlossen hältst und bitte ihn um Vergebung.
Bete, dass Gott dir konkrete Ideen gibt, wie du Gastfreundschaft leben kannst.

Lebe:
Fang einfach an! Warte nicht auf die große, durchschlagende Idee. Überleg, wie du gleich heute noch Gastfreundschaft leben kannst. Und dann tu genau das!

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