Deep Talk: Wie komme ich auf eine tiefere Gesprächsebene?

Das Wetter, das aktuelle Fernsehprogramm, Klatsch und Tratsch – oft bleiben unsere Gespräche beim Small Talk stecken. Aber für ein evangelistisches Gespräch brauchen wir eine tiefere Gesprächsebene.

Das Wetter, das aktuelle Fernsehprogramm, Klatsch und Tratsch – oft bleiben unsere Gespräche beim Small Talk stecken. Aber für ein evangelistisches Gespräch brauchen wir eine tiefere Gesprächsebene. Schließlich geht es beim Glauben ans Eingemachte: Tief liegende Überzeugungen müssen hinterfragt und neue Perspektiven aufgezeigt werden. Aber wie kommt man auf diese tiefere Ebene? Und wie wird aus einem Small Talk ein Deep Talk?

 Die vier Kommunikationsebenen

Um zu verstehen, wie wir persönlich und wirksam kommunizieren können, sehen wir uns vier verschiedene Ebenen der Kommunikation an. Da gibt es zum Beispiel die Phrase. Oft fragen wir: „Wie geht es dir?“, ohne dass es uns wirklich interessiert. Oder wir reden oberflächlich über das Wetter. Dann gibt es Fakten. Wir wollen zum Beispiel wissen: „Wie viel PS hat der neue Porsche?“ oder „Wo hast du diesen Pulli gekauft?“. Darüber hinaus gibt es Betrachtungsweisen: Das können philosophische, politische oder ethische Gedanken sein. Wir können außerdem über Gefühle sprechen oder auch Intimes mitteilen, wenn wir ganz persönliche Dinge austauschen.

Gute Kommunikation führt von einer oberflächlichen Ebene auf eine tiefere Ebene, ohne unser Gegenüber zu überfordern. Wenn wir zu abrupt von einer Ebene auf die andere wechseln, schlagen wir unseren Gesprächspartner in die Flucht. Man sollte also nicht mit der Tür ins Haus fallen, sondern ein Gespräch so gestalten, dass der andere sich nicht vor den Kopf gestoßen oder sogar provoziert fühlt. Nicht umsonst heißt es: Glaube ist Privatsache. Der Glaube ist etwas sehr Persönliches und Intimes. Wie also schafft man die Basis für gute Gespräche?

Vom Tagesthema zur persönlichen Überzeugung

Als Gesprächseinstieg kannst du ein aktuelles Tagesthema aufgreifen. Das kann zum Beispiel ein politisches Thema wie etwa der Atomausstieg sein. Beachte dabei, dass du dich nicht negativ äußerst und keine abwertenden oder herabsetzenden Kommentare abgibst. Das würde deinem Zeugnis schaden. Du kannst stattdessen zum Beispiel bekennen, dass du den Job der Politiker nicht gern machen würdest, aber für sie betest. In Sprüche 16,24 lesen wir dazu: „Freundliche Worte sind wie Honigseim, süß für die Seele und heilsam für das Gebein.“ Lass dich also im Gespräch nicht darauf ein zu klagen. Versuche viel mehr, die Unterhaltung auf eine persönliche Ebene zu bringen. Das erfordert Fingerspitzengefühl und auch etwas Übung.

Gute Fragen stellen – und sich den Fragen anderer stellen

Hab Mut und hake nach, wenn du etwas nicht verstanden hast: „Verstehe ich dich da richtig, dass …?“ So verhinderst du, dass ihr aneinander vorbeikommuniziert. Versuche, Gefühle mit einzubinden. Frag zum Beispiel: „Wie empfindest du das, wenn du …?“. Stell dir vor, der andere erzählt dir davon, dass er am Wochenende im Stadion war. Zeig dich interessiert: „Was begeistert dich am Fußball?“ Vielleicht erzählt er dir mehr und öffnet sich für eine andere Ebene im Gespräch. Stell Fragen, die das Thema weiterentwickeln: „Darf ich mehr darüber erfahren?“, „Wie soll es deiner Meinung nach weitergehen?“, „Was müsste passieren, damit du …?“, „Was meinst du, woran es liegt, dass …?“. Das Wichtigste jedoch ist: Mach es Jesus nach. Er wollte nicht nur seine Botschaft loswerden, sondern Menschen gewinnen. Seine Fragen hatten immer eine feste Absicht. Er wollte, dass die Menschen ihn und den Vater erkennen und zur Erkenntnis ihrer Selbst gelangen – stets mit dem Ziel vor Augen, sie zu retten. Wir lernen: Gutes Fragen erschließt gutes Reden und damit einen guten Gesprächsverlauf. Denn ein gutes Gespräch besteht aus gemeinsamen Schritten und nicht aus einem, der vor-denkt, und einem, der nach-denkt. Kolosser 4, Vers 6 fordert uns auf: „Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, damit ihr wisst, wie ihr jedem Einzelnen antworten sollt.“ Auch wir sollen offen für Fragen sein und Rede und Antwort stehen. Und das nicht nur irgendwem, sondern jedem Einzelnen gegenüber, mit dem wir im Gespräch sind.

Der Christ und sein Friseur – ein Gedankenexperiment

Stell dir vor, ein Christ geht zum Friseur. Welche Fragen könnte er stellen, welche Themen anschneiden, um den Friseur auf eine tiefere Gesprächsebene zu leiten?

Friseur: „Was halten Sie denn vom Atomausstieg?“

Christ: „Das ist mir total egal. Alle Energie kommt von Gott!“

Okay … so sollte das vielleicht lieber nicht laufen. Fangen wir nochmal von vorn an:

Friseur: „Was halten Sie denn vom Atomausstieg?“

Christ: „Ich habe mich noch nicht so viel damit beschäftigt. Was denken Sie darüber?“

Friseur: „Haben Sie Tschernobyl erlebt?“

Christ: „Ich war damals in der Schule. – Machen Sie sich Sorgen um Ihre Kinder?“

Friseur: „Ja, schon.“

Christ: „Wissen Sie, ein Wissenschaftler sagte mal: ‚Das Problem ist nicht die Kernenergie, sondern das Herz des Menschen.‘ Die Schere, die Sie da gerade in der Hand haben, können Sie zum Haareschneiden nutzen. Sie können aber auch einen Menschen damit umbringen …“

Du siehst: Hier wird aus einem tagesaktuellen Thema ein persönliches Gespräch, das sogar die Themen Sünde und Tod anschneidet und jederzeit – nehmen wir an, der Christ geht alle sechs Wochen zum Friseur – fortgeführt werden kann. Wusstest du schon? 80 % der Kommunikation besteht aus gutem Zuhören. Wenn du viele Gespräche gleichzeitig führst, lohnt es sich, Notizen zu machen. So kannst du leicht wieder einsteigen und ein Gespräch weiterentwickeln.

Noch einmal zusammengefasst: Es gibt vier Gesprächsebenen. Unser Ziel bei einem evangelistischen Gespräch sollte es sein, auf die tieferen Ebenen zu lenken. Dafür lohnt es sich, vom Groben zum Feinen überzuleiten. Es empfiehlt sich, gute Fragen zu stellen und sich Fragen stellen zu lassen. Vergiss bei allem nicht, die Menschen, mit denen du zu tun hast, Gott im Gebet anzubefehlen!

„An Gottes Segen ist alles gelegen.“ Kennst du das? Sobald du mit christlichen Floskeln und Sprüchen kommst, ergreift dein Gegenüber die Flucht. Denk mal darüber nach, wie du solche Floskeln in den normalen Sprachgebrauch übersetzen kannst.

Hast du schon Erfahrungen damit gemacht, wie man fromme Floskeln vermeiden und ernste, tief gehende Gespräche über den Glauben führen kann? Teile es uns mit!

Podcast Das Gespräch:

Das Thema haben wir in unserer Podcastfolge vertieft. Hör hier rein: https://youtu.be/_fbqg6fGhmY

Podcast Das Gespräch gibt es auch als Podcast bei Apple Podcast und Spotify:
https://podcasts.apple.com/de/podcast/das-gespr%C3%A4ch/id1399571915
https://open.spotify.com/show/57O4sSZ5jBcZvdTbdXmGcE

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