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Ich war Katholikin
Über dem Bett meiner Eltern hing ein Bild der „Heiligen Familie“, in jedem Zimmer ein Kreuz und betende Hände. Sonntags gingen wir in die Kirche. Ich durchlief die Taufe, Kommunion und Firmung und war sogar eine der ersten Ministrantinnen unseres Ortes. Religion gehörte in meiner Kindheit selbstverständlich zum Leben dazu.
Glaube war aber nie etwas Persönliches für mich. Beten kannte ich vor allem als religiöse Handlung. Wenn wir mitten in der Nacht bei einem Gewitter und Kerzenlicht zusammenkamen, beteten wir zum Beispiel für Schutz von Hof und Leben. Es kam mir aber eher vor wie ein spirituelles Ritual. Mit Gott persönlich zu sprechen, in Beziehung zu ihm zu stehen und diese zu pflegen, stand dabei nicht im Vordergrund.
Ich kann das auch ohne Kirche
Mit Beginn der Teenagerzeit wurde mir Religion immer unwichtiger. Ich ging in die Disco und lernte Männer kennen. Sportliche und berufliche Ziele wurden zum Mittelpunkt meines Lebens.
Mit 28 Jahren bin ich aus der Kirche ausgetreten. Ich war beruflich erfolgreich und wollte die Kirchensteuer nicht länger bezahlen. Abgesehen von meinen Eltern schien es ohnehin niemanden zu interessieren, ob ich in die Kirche gehe oder nicht. „Ich kann auch ohne Kirchenmitgliedschaft an Gott glauben“, dachte ich.
Ich war blind vor Liebe
Ich hatte bereits einige gescheiterte Beziehungen zu Männern hinter mir, als ich meinen damaligen Lebensgefährten kennenlernte. Verliebt und mit einer rosaroten Brille auf der Nase, merkte ich leider erst sehr spät, was sich bei ihm abspielte.
Er trank und nahm Drogen. Er dealte und hehlte mit gestohlener Ware, um seinen Konsum zu finanzieren und hatte dennoch ständig Geldprobleme. Mir gegenüber war er unverlässlich und aggressiv. Immer wenn ich versuchte, mich zu trennen, drohte er mit Selbstmord.
Ich fing an zu beten
In dieser Zeit wurde eine Freundin von mir Christ: Plötzlich sprach sie von Jesus Christus. Sie sagte, dass man eine Entscheidung treffen und sich „bekehren“ müsse.
Mit ihrem Sinneswandel konnte ich nicht viel anfangen, aber die Gespräche mit ihr taten mir gut. Ich wusste, dass ich ihr meine Situation anvertrauen kann. Mit ihr konnte ich über die Beziehung zu meinem Lebensgefährten sprechen. Sie sagte zu mir: Gisela, bete! Glaube mir, das hilft.“
„Gisela, bete! Glaube mir, das hilft.“
Eines Abends stand ich wieder weinend auf unserem Balkon, nachdem ich vor Wut das Abendessen die Toilette hinuntergespült hatte. Da fielen mir die Worte meiner Freundin ein.
Es war eine sternenklare Nacht. Weil ich Gott dort vermutete, sah ich hoch zum Himmel über mir und betete. „Gott, wenn es dich wirklich gibt, dann greif jetzt in mein Leben ein. Mach, dass J. von den Drogen und dem Alkohol loskommt und wir eine glückliche Beziehung führen können. Oder gib mir die Kraft, dass ich mich trennen kann und aus diesem Elend rauskomme. Ich geh sonst hier zugrunde.“
Und Gott griff in mein Leben ein! Aber anders, als ich das dachte und mir gewünscht hätte.
Ich war im Ausnahmezustand
Mein Vater wurde plötzlich krank. Er kam ins Krankenhaus und musste auf der Intensivstation behandelt werden. Die Ärzte sagten uns, dass er bald auf die normale Station und wieder nach Hause könne. Daraus wurde aber nichts.
Auf der Intensivstation infizierte er sich mit einem antibiotikaresistenten Virus. Täglich war ich nun mit meiner Mutter im Krankenhaus. Wir konnten zuschauen, wie mein Vater immer mehr abbaute und ein Organ nach dem anderen versagte.
Ich erlebte, dass Gott mir hilft
In dieser Zeit, in der meine Familie mich brauchte und die alle vorhandene emotionale Kraft von mir forderte, machte ich eine völlig neue Erfahrung. Ausgerechnet in dieser Situation hatte ich plötzlich die Kraft dazu, mit meinem Partner Schluss zu machen.
Dies ging nicht ohne viel Streit, Gewalttätigkeit und Selbstmorddrohungen über die Bühne. Aber drei Wochen, nachdem mein Vater in die Klinik gekommen war, zog mein Lebensgefährte aus. Rückblickend weiß ich, dass Gott mir die Kraft dazu gegeben hat, diesen Schritt endlich zu gehen.
Ich fing an, in der Bibel zu lesen
Zwei Tage, nachdem mein Lebensgefährte ausgezogen war, starb mein Vater.
Da saß ich also alleine in dem Haus mit großem Garten, das wir für die geplante Familiengründung gemietet hatten.
Abends allein im Doppelbett begann ich nun, in der Bibel zu lesen, die mir meine Freundin Monate zuvor geschenkt hatte. Ich fing vorne an, wie man halt ein Buch liest. Gut, dass meine Freundin mir nur ein Neues Testament geschenkt hatte, sonst hätte es ziemlich lange gedauert, bis ich „bei Jesus angekommen“ wäre. Je häufiger ich in der Bibel las, desto öfter erlebte ich, dass die Worte der Bibel immer mehr mein Innerstes berührten. Ich war überrascht, wie aktuell und lebensnah dieses tausend Jahre alte Buch immer noch ist.
Nach einiger Zeit ging ich mit meiner Freundin in den Gottesdienst einer kleinen evangelisch-freikirchlichen Gemeinde. Manchmal hatte ich den Eindruck, der Prediger predigt nur für mich. Seine Worte und das Thema der Predigt passten oft so gut zu dem, was mich beschäftigte, dass ich mich oft gefragt habe, wie er das macht. Hier erlebte ich den christlichen Glauben in einer Art, die ich bisher nicht kannte – persönlich, ernsthaft, lebensnah und anwendbar. Das sprach mich total an.
Ich wurde Christ
Einige Monate später beim Bibellesen entschied ich mich, mein Leben mit Jesus Christus „festzumachen“. Sinngemäß betete ich: „Jesus Christus, ich glaube an das, was in der Bibel über dich steht. Es tut mir leid, dass ich mein Leben bisher ohne dich gelebt habe. Von nun an sollst du der Herr meines Lebens sein.“
Was damals und seitdem in meinem Leben passiert ist, möchte ich einmal folgendermaßen beschreiben: Gott nahm mein zutiefst verletztes und von Trauer erfülltes Herz in seine Hände und heilte es mit seiner Liebe. Durch eine persönliche Beziehung zu dem, der Vergebung möglich macht, war ich in der Lage zu vergeben, loszulassen und innerlich heil zu werden. Gott hat mich wieder zu einem fröhlichen, lebensbejahenden und beziehungsfähigen Menschenkind gemacht.
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5 Kommentare zu “Christliche Tradition vs. persönlicher Glaube: Gisela wird Christ”
Macht so Weiter und sende mir bitte eine Antwort zu Euer Bruder Leopold
Lieber Leopold,
vielen Dank für die Ermutigung.
Herzliche Grüße und Gottes Segen aus dem Missionswerk von Steffi
Was ist aus dem Partner geworden??
Hallo,
darüber haben wir leider auch keine Information.
Herzliche Grüße aus dem Missionswerk
Ein wunderbares Zeugnis! Ja, beten hilft 🙏